Visum mit schönen Erfahrungen

islaSeit zwei Wochen sind Uli und ich jetzt schon in Cochabamba und versuchen unser Visum zu bekommen. Das ist sehr viel Papierkram; Bescheinigungen für alles Mögliche; vom Krankenhaus dass wir gesund sind (mit Blutabnehmen, Röntgen, Urinprobe, Zahnuntersuchung, Grösse messen und Gewicht wiegen), dann eine von der Polizei, dass wir keine Verbrecher sind und sogar ein Dokument was von einem Notariat geschrieben werden musste, dass wir wirklich Freiwillige sind. Und jede Behörde verlangt für ihre Unterlagen natürlich Geld, zum Glück zahlt uns das unsere Organisation wieder zurück, wenn wir die Belege nach Deutschland schicken. Man kriegt hier für alles einen Beleg, sogar für das auf Toilette-gehen für einen Boliviano, der Wahnsinn! 😀
Als erstes waren wir in La Paz, weil da die letzten Jahre immer alles mit dem Visum geregelt wurde, aber ungefähr zwei Wochen bevor wir angekommen sind, haben sich die ganzen Regelungen fürs Visum verkompliziert und es muss doch alles in Cochabamba ausgestellt werden, da hätten wir dann gleich in Cochabamba bleiben können. Oder auch nicht, weil so haben wir unsere Freunde treffen können, die auch ihr soziales Jahr in Bolivien machen, und auch unseren Freund Ignacio, der in La Paz wohnt und den wir in Taizè (Kloster in Frankreich) letzten Sommer kennengelernt haben.
Ausserdem sind wir, wenn wir schon in La Paz waren, zum Titicacasee gefahren und haben auf der Busfahrt promt den Franzosen Aurèlien wiedergetroffen, den wir bei der Tour nach Tiwuanacu (Inkaruinen) kennengelernt haben (ich hab mir mit ihm eine Sitz geteit, weil der Busfahrer mehr Karten verkauft hatte als er Sitzplätze hatte =) ). Das witzige war; er konnte besser spanisch als englisch, so hab ich ganz viel spanisch reden MÜSSEN und hab  in den zwei Tagen auf der Isla de Sol ungefähr genauso viel spanisch gelernt wie in den zwei Wochen davor in Independencia. Was auch ganz toll war, war dass wir auf der Bootstour zur Isla noch einen netten Peruaner Juanito kennengelernt haben und so hatten wir gleich zwei neue spanischsprechende Freunde gefunden. Obwohl Juanito auch super deutsch, italienisch und englisch sprechen konnte, haben wir fast nur spanisch miteinander geredet, was zwar nicht immer leicht war, aber Spass gemacht hat. =)
Was man auf der Isla de Sol nicht unbedingt bestellen sollte, ist Pizza, obwohl ein warmes Brot mit Tomaten und Käse drauf auch nicht schlecht schmeckt. Aber dafür schmeckt die Trutscha (Forelle) dort richtig gut, obwohl ich normalerweisse absolut keinen Fisch mag, hat die mir gut geschmeckt (wenn sie auch mehr nach Pollo (Hühnchen) gemeckt hat, anstatt nach Fisch, wahrscheinlich hat sie mir deswegen geschmeckt =) ).
An einem Morgen sind wir extra um 6 Uhr aufgestanden, um uns den Sonnenaufgang über dem Titicacasee anzugucken, obwohl wir auch von unserem Hostel einen wahnsinns Ausblick über den See hatten, sind wir ganz dick eingemummelt, weil´s so kalt war, runter zum See gelaufen und ich hab als einzige von uns vieren gebadet. Es war zwar saumäsig kalt, aber dafür hab ich mich danach wie neu geboren gefühlt. Beim Wieder-Aufstieg zum Frühstücken haben wir eine Zwiebelschicht nach der anderen ausgezogen und um die Hüften gebunden, weil es dann ganz schnell heiss wurde. Die ca. 400 Meter Höhe hab ich dann doch sehr stark gemerkt, ich hab mich wie ein alter Esel gefühlt, aber die waren sogar noch fitter als ich und haben mich überholt (auf der Insel gibts ganz viele Esel und Lamas, über die Lamas kann die Uli ihre Geschichte erzählen.. 😀 ). Mit einem Sonnenbrand, aber sonnegetankt und glücklich sind wir dann mit Boot und zwei verschiedenen Bussen nach Cochabamba gefahren. Da hat uns dann der Visums-Dokumenten-Berg erwartet, aber zum Glück auch unsere Freundin Vicky (eine Bolivianerin, die meine Mutter aus einem Kurs in Deutschland kennt), die uns wahnsinnig viel hilft, sie ist zu jeder Behörde mitgegangen, hat für uns übersetzt, verhandelt, telefoniert, Geldgeschichten geregelt, mit uns Bescheinigungen auf spanisch aufgesetzt… Sie ist ein wahrer Engel und macht das alles für uns aus Freundschaft und Nächstenliebe, wenn mich in Zukunft jemand um Hilfe bittet, will ich genauso geduldig und hilfsbereit sein, wie ist Vicky zu uns ist.
Was mich hier auch sehr freut und wundert; die Menschen nehmen sich Zeit für die Dinge, die ihnen wirklich wichtig sind oder auf die sie eben einfach Lust haben. Zum Beispiel wenn auf der Strasse eine verkleidete Person (in La Paz waren es Zebras und in Cochabamba Clowns) den Verkehr auf witzige Weise regeln, bleibt eine grosse Menschentraube stehen, um sich das anzugucken. Oder auch wenn jemand Musik macht, tanzt oder malt, wird sich einfach Zeit genommen um ein bisschen zuzuschauen.
Etwas anders Erstaunliches ist, dass mir schon drei Mal etwas hinterhergetragen wurde, was ich irgendwo liegen lassen habe, einmal war es sogar mein Geldbeutel, das ist ganz im Gegesatz zu den vielen Vorurteilen gegenüber Lateinamerika.
Also: bis jetzt haben wir nur gute Erfahrungen gemacht, nur fürs Visum haben die sich hier sehr viel einfallen lassen. Ich freu mich schon sehr wenn wir in paar Tagen unsere Unterlagen von der Polizei bekommen und wieder nach Independencia fahren können, in der Stadt rumlaufen macht zwar Spass, aber ich möchte auch endlich wieder etwas arbeiten, was nicht mit dem Visum zu tun hat, sondern mit den Menschen selber.

Spät, aber immerhin: Unsere Anreise und das Ankommen

Mit einem wundervollen Abschiedsfest, mit mehr lieben Freunden als erwartet, und einem Abschiedswaffel-Essen von meiner Familie wurde ich liebevoll und schmerzlich verabschiedet. Mit meiner besten Freundin Anna, die nach Indien geht, meinen Brüdern + sehr liebe Freundin und natürlich Uli, ging es erst mal zum Frankfurter Flughafen, wo Uli und ich uns erstmal beim Flug nach Stuttgart angestellt haben.

Anreise (2)Mit vier verschiedenen Flugzeugen und drei immer kleiner werdenden Flughäfen flogen wir über Brasilien, Paraguay und dann zu unserm Ziel Bolivien. In Santa Cruz durften wir erstmal unsere Koffer vor der Security aufmachen und Ulis viele Medikamente für uns beide wurden gut beäugt. Als wir super übermüdet beim Schalter standen und absolut nicht verstanden was der Beamte von uns wollte, endete das Ganze mit einem großen Lachanfall und verdatterten Gesichtern.

Am Flughafen Assuncón hab ich, dem Kellner dem ich ein Wasser abgekauft hab, gleich mal „Asante“ gesagt, anstatt „Gracias“, weil ich noch die kiswahili Wörter von der Afrika-Reise zu meinem Bruder im Kopf hatte und so aufgeregt war spanisch zu reden. Der afrikanische Eindruck blieb mir auch als wir von unserem gut deutsch sprechenden Don Enoc vom Flughafen abgeholt wurden und durch die Straßen von Cochabamba kutschiert wurden. Diese unterscheiden sich nämlich nicht so viel von den Straßen in Tansania, nur das nicht ganz so viele Menschen auf den Straßen unterwegs sind, dafür umso mehr streunende Hunde und Autos.

Aber ohne dass mir eine aufmerksame Frau in Santa Anreise (62)Cruz meinen Umschlag mit allem Geld und all meinen Dokumenten hinterher getragen hätte, wäre ich vielleicht gar nicht hier angekommen.

In Cadeca, dem kleinen Paradies von Cochabamba, haben wir zwei Nächte übernachtet und Schwester Verena, die Leute vor Ort und die Stadt kennengelernt. Mit einer eiskalten Dusche, bei der ich dachte meine Gehirnzellen friert‘s ab, ging der Start in den Tag los. Was mich sehr gefreut hat, ist, dass eine Freundin meiner Familie mich gleich am zweiten Tag dort besucht hat, um mich zu begrüßen. Ich bin sehr froh, dass ich eine Freundin und Ansprechpartnerin in der großen Stadt Cochabamba hab.Anreise (58)

Mit einer 7 stündigen Holperdipolper-Fahrt die Berge hoch und lautem Gehupe vor jeder Serpentine, weil uns immer wieder Laster auf der engen Straße entgegen fuhren, kamen wir am dritten Tag in der Provinzhauptstadt Independencia an. Von gefühlten 100 Kindern wurden wir mit viel Konfetti im Centro Social begrüßt und neugierig angeschaut.

 

So viel erstmal zu unserer Reise und dem Ankommen in Bolivien.

 

P.S. Im Centro Social in Independencia gibt’s zum Glück warme Duschen. =)